Museumsgeschichte
Das Museum Wusterhausen in Zahlen
1875 | 1888 | 1909 | 1933 | 1933–1936 | 1945 | 1952 | 1952-1957 | 1963 | 1969 | 1978 | 1983 | 1993 | 2000 | 2003 | 2011
Das Kreisheimatmuseum Kyritz in Wusterhausen (1963–1993)
Als 1963 in Wusterhausen am Roten Platz 20 das Kreisheimatmuseum Kyritz eröffnete, zog es nach langem Suchen nach einer Heimat an einen symbolträchtigen Ort: In dem barocken Fachwerkbau hatte eine Kaufmannsfamilie in alter Tradition einen Lebensmittelladen betrieben. Nach Jahren der Repressalien gegen den privaten Einzelhandel sah Ludwig Herbst 1960 jedoch keinen anderen Ausweg, als mit Frau und Kindern in den Westen gehen. Das stattliche Haus stand leer, das Inventar wurde vom Rat der Stadt konfisziert und verkauft. Ludwig Herbst war nur einer von vielen: Als ideologisches Gegengewicht zur Massenflucht setzte die staatlich gelenkte DDR-Kulturpolitik auf einen alten und zugleich urdeutschen Begriff – die Heimat.
Das Kreisheimatmuseum Kyritz bestand aus einem Anteil der im Zuge der Kreisreform im Jahr 1952 aufgeteilten Sammlung des Prignitzmuseums Heiligengrabe. Dieses war ein typisches Heimatmuseum der Vorkriegszeit, wie sie vor dem Hintergrund der Industrialisierung, der Technisierung und der Schnelllebigkeit der Moderne als nostalgische Entwürfe der Vergangenheit und als Orte der Besinnlichkeit entstanden: Gezeigt wurden landwirtschaftliche Geräte und Werkzeuge aussterbender Gewerke, aber auch zahllose vorgeschichtliche Objekte, die archäologische Ausgrabungen – teils durch die Heiligengraber Stiftsdamen initiiert – erbracht hatten. Die Heimat steckte schließlich im Boden.
Zu den staatlich verordneten Direktiven eines DDR-Heimatmuseums gehörten strikter sozialistischer Gegenwartsbezug und regionales Selbstverständnis: Alte Werkzeuge und Geräte waren jetzt unmittelbare Vorläufer von Bodenreform und Kollektivierung. Dass 1946 in den Kreisen Ostprignitz und Ruppin Vertriebene weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung bildeten und familiäre Bindungen nach Westdeutschland ab 1961 abgeschnitten waren, spielte keine Rolle: Heimat war das Jetzt und Hier. Die Musealisierung von Stadt- und Heimatgeschichte diente bis zur Wende zur Standortbestimmung in einer Welt der Austauschbarkeit.
1993 verlor das Museum durch die Verwaltungsreform den Status als Kreismuseum und seine hauptamtliche Leitung. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 setzt sich der Kulturverein Wusterhausen e.V. für die Neuausrichtung und Wiederbelebung als Wegemuseum ein.
Seit dem Mauerfall hat Mobilität eine neue Bedeutung, die Perspektive ist verschoben – nun sind es die Wege, die oft verschlungen durch den Raum, durchs Leben und durch die Zeit führen und führten, für viele in andere Heimaten, für nicht wenige genau hierher.
Die Museumsleiter des Kreisheimatmuseums in chronologischer Reihenfolge
Karl Jahn (1963-1969)
Gerhard Fenske und Manfred Teske (1969-1978)
Klaus Hoferichter (1978-1991)
Lektürehinweis
Wer noch tiefer in die Museumsgeschichte und die Ursprünge des Museums Wusterhausen einsteigen möchte, dem wird der Artikel "Von Wegbereitern und Wegbegleitern" im Jahrbuch Ostprignitz-Ruppin 2013 empfohlen.
An den Scheidewegen des Lebens
stehen keine Wegweiser.
Charlie Chaplin