Ausstellung "Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts"
20. Februar bis 13. April 2014
Ausstellung zur Flucht- und Vertreibungsgeschichte des 20. Jahrhunderts des Zentrum gegen Vertreibungen in Zusammenarbeit mit dem Bund der Vertriebenen
Historische Wege bewegen – im Besonderen das Thema Flucht und Vertreibung. Millionen Menschen haben im 20. Jahrhundert die Erfahrung geteilt, unter Zwang und Gewaltandrohung die Heimat zu verlassen, ihren Besitz und das vertraute Umfeld zurückzulassen und den Aufbruch an unbekannte Orte zu wagen. 30 Völker waren im 20. Jahrhundert von Flucht und Vertreibung betroffen.
Die Ausstellung zeigt Schicksale von Flucht und Vertreibung und durchmisst zeitlich und räumlich das Europa des 20. Jahrhunderts. Die "gemeinsamen, aber auch unterschiedlichen Ursachen, Wirkungen und Folgen von Zwangsmigration" sollen dokumentiert werden. Eine chronologische Linie bietet einen Überblick über die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Flucht, Vertreibung und Genozid im 20. Jahrhundert. Diese Ereignisse werden jeweils in ihrem historischen Kontext behandelt. Neben den menschlichen Tragödien werden auch die kulturellen Verluste dargestellt. Zeitzeugenberichte reflektieren europäische Einzelschicksale.
Als Hauptursache für Vertreibungen ethnischer Gruppen und Minderheiten gilt vor allem die Idee des ethnisch homogenen Nationalstaates. Menschen wurden auf den Weg gezwungen oder vernichtet, weil sich Staaten davon eine Frieden fördernde Wirkung versprachen oder weil diese Gruppen gewaltsamen Hegemonialansprüchen im Weg standen. Rassismus und Antisemitismus waren unabhängig vom Nationalismus eigene Motive für Vertreibung und Vernichtung. Die unterschiedlichen Beweggründe und Rahmenbedingungen für Vertreibungen werden am Beispiel folgender Schicksale sichtbar gemacht:
1915/1916 - Der Völkermord an den Armeniern
1922/23 - Vertreibung, Massaker und nachträgliche völkerrechtliche Legitimierung von "Bevölkerungsaustausch": Der Lausanner Vertrag und die Folgen für Griechen und Türken
ab 1933 - Die Vertreibung der Juden Europas als "Baustein des Holocaust"
1939/40 bis 1944/47 - Die Umsiedlung der West-Karelier
1939 bis 1949 - Zwangsumsiedlungen, Vertreibungen und Deportationen der Polen, der Balten und der Ukrainer
1945 bis 1946 - Die Vertreibung der Ungarn aus der Tschechoslowakei
1944 bis 1946/48 - Die Vertreibung und Verschleppung der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs
1944 ff. - Die Vertreibung der Italiener aus Jugoslawien
1963/1964 und 1974 - Vertreibungen als Folge des Zypern-Konfliktes
1990er Jahre - Kriege und Vertreibungen im ehemaligen Jugoslawien: Das Beispiel Bosnien und Herzegowina